Kalk
Hell und schimmernd schmückt er seit jeher Wände und ist ein festes Bindemittel für Putze. Ein alkalisch wirkender Baustoff mit einem sehr guten Wasserdiffusionswiederstand.
Über Kalk
Ursprung und Tradition
Kalk ist der helle und witterungsbeständige Alleskönner. Kalk ist in unserer Sprache („Das ist ja kalkweiß“) und im Alltag (Kalkablagerungen im Waschbecken) allgegenwärtig. Auch gibt es hier und da chemisches Allgemeinwissen um das Material, z.B. dass Kalkablagerungen im Waschbecken mit Essig reagieren oder dass Ställe mit Kalk getüncht werden. Die Beispiele weisen schon auf die essentiellen Qualitäten hin: ein weißer Grundton, eine starke Haftfähigkeit und eine alkalische bzw. antibakterielle Wirkung.
Ähnlich dem Glas, Metall oder der Keramikverarbeitung benötigt die Herstellung des Baustoffs Löschkalks (Calciumhydroxid) viel Energie und Know-How über Brennvorgänge und Gesteinszusammensetzung. Auch wenn Maler:innen der Höhle von Lascaux vor 20.000 Jahren ihre Pigmente teilweise mit Kalk gebunden haben (und es damit bekannt und verfügbar war), wurde Kalk in größeren Mengen nachweislich erst ab der Antike für Gemälde oder zum Schmuck und zur Machtdemonstration in handwerklichen Maßstab eingesetzt. Denn: Kalk war kostbar und somit religiösen und politischen Prachtbauten oder -im Falle des römischen Reichs- auch der Infrastruktur vorbehalten. So setzten auch die Architekten der Teotihuacán-Zeit in Mexico Kalk 300 n.Chr. als Schmuckputz für ihre Pyramiden ein. In China gebrauchte man Kalk für den Bau der Chinesischen Mauer.
Kalk ist ein langanhaltendes, technisch stabiles Bindemittel für Wandgemälde oder einfache Anstriche.
Im Schatten der Kunst, also des eigentlichen Bildnisses, bleibt das Träger- und Bindemittel-Material meist unbenannt: Mit dem Wort „Fresco“ ist eine Maltechnik gemeint ist, die in frischem Kalkputz ausgeführt wird. Dies macht die Werke umso aufregender: Denn die Farben müssen in kurzer Zeit aufgetragen werden. Der Farbton während des Auftrags ist nicht gleich dem, der sich nach dem Trocken ergibt.
Anhand dieser Beispiele zeigt sich, dass a) das Wissen um den Baustoff schon lange besteht b) wie wertvoll er war und c) wie anhaltend er ist, denn wir können einige Artefakte bis heute bestaunen.
Kalk heute
Seit dem 20. Jahrhundert kamen dann große industrielle Brennöfen auf und der Baustoff konnte in größeren Mengen und rationeller verarbeitet werden. Gemeinsam mit Zement bildete sich ein Baustoff Duo „Kalkzementputz“ heraus, in dem sich schließlich der Zement allein herauslöste und seinem Partner und Inhaltsstoff „Kalk“ in der Wahrnehmung den Rang ablief. Derzeit befinden wir uns in einer Beton-verliebten Zeit, die diesem Baustoff eine eigene Ästhetik „Betonoptik“ widmet.
Somit ist Kalk zwar seit jeher nützlich und Bestandteil von archäologischen Artefakten und Gemälden, er gibt die Grundlage für Stuck und Putz, er unterstützt sogar als Zutat Zement, Kunststoff, Glas etc.; doch ist er im Gegensatz zu Eisen („Die Eisenzeit“), Stahl („Leuchtturm Eifelturm“), Zement (Brutalismus und Sichtbetonwände) und Glas (Wolkenkratzer) nie epochenprägend oder gleichsam auffällig gewesen.
Der Kalkkreislauf:
Unter hohen Temperaturen (>898°C) wird der Kalkstein (Calciumcarbonat) gebrannt und als Rohstoff Calciumoxid/Branntkalk dem Baustoffhandel zur Verfügung gestellt bzw. von den Produzenten durch das Hinzufügen von Wasser zu Löschkalk (Calciumhydroxid) weiterverarbeitet. Es wäre auch möglich, den Löschvorgang selbst auszuführen. Praktisch ist dies für Laien jedoch zu gefährlich, da in kurzer Zeit sehr viel Energie freigesetzt wird. Deswegen bieten wir gelöschten Kalk meist in Pulverform als Calciumhydroxid oder schon als Sumpfkalk, d.h. in Wasser angesetzt, an.
Abhängig von der Anwendung werden dem Kalkhydrat Sande, Granulate, Mehle, Faserstoffe oder Pigmente zugesetzt.
Nach dem Anmischen des Pulvers mit Wasser auf der Baustelle und dem Aufbringen des Kalkprodukts bindet der Kalk ab. Er geht eine chemische Reaktion mit dem CO2 der Luft ein und ist nun Calciumcarbonat. Die Reaktion erfolgt langsam. Abhängig von der Auftragsstärke ist deswegen die finale Härte des Auftrags teilweise erst nach ein paar Monaten erreicht. Dies ist für die Verarbeitung und Bewertung von Mörtel und Putzen mit größeren Auftragsstärken interessant, für einen einfachen Anstrich ist diese Information nicht wesentlich.
Als Calciumcarbonat hält und schmückt der Kalk nun also den Bau, bis er in einem Brennvorgang wieder zu Branntkalk und schließlich wieder zu Löschkalk verarbeitet wird und erneut mit Wasser und CO2 zu Kalkstein werden kann. Dies ist der Kreislauf, den wir mit der Zusammensetzung der Putze und Farben unterstützen, indem wir klare Deklarationen bieten mit Zuschlägen, die eine Wiederverwertung nicht ausschließen. Übrigens: auch Eierschalen, Schneckenhäuser etc. sind Calciumcarbonat
Warum Kalk
− Antibakterieller und fungizider Baustoff (alkalische Wirkung durch den hohen pH-Wert 12-13)
− Abtönbar, starkes Bindemittel für Putze und Beschichtungen/Anstriche
− Heller und schimmernder Grundton durch die feinkristalline Struktur
− Einfach zu verarbeiten
− Schwer wasserlöslich, deswegen wird er als Wetterbeschichtung für Lehmstein, Lehmgeflecht und/ oder Lehmmörtelgefache* und Lehmmörtel genutzt
− Sehr guter Wasserdampfdiffusionswiderstand (ca. 6µ ),
− gute Feuchteadsorptionsfähigkeit, damit raumlufteuchteregulierend, kapillaraktiv
− Emissionsfrei, kein VOC
− Gute Druckfestigkeit
− Interessante und edle Putztechniken (Kalkglätte und Tadelakt)
− Kreislauffähig
*die äußerste Schicht auf einem Lehmgefache wied fachgerecht mit Kalkputz ausgeführt. Norddeutsche Fachwerke werden durch die Anforderunge „Schlagregen“ mit Ziegeln ausgemauert. In diesem Fall ist der Mörtel (oder zumindest die äußerste Lage) aus Kalkmörtel.
Produkte
— Kalkfarbe
— Kalkputze (Grundputz, Feinputz und Edelputz)
— Anti-Schimmel-Sets
— Bindemittel in Hanf- und Strohplatten
Unsere Partner bei Kalk
Hessler
Seit einem Vierteljahrhundert spezialisiert sich das Altwieslocher Kalkwerk auf die Produktion und Weiterentwicklung reiner Kalkputze. In unserem Standardportfolio haben wir einen Grundputz mit einem 1mm Korn und einen Feinputz. Bei diesen Putzen setzt Hessler auf die reine Binde- und Strahlkraft des Kalks. Die Kalkfarbe, die Edelputze (Tadelakt) und die Grundierung haben wir ebenfalls standardmäßig auf Lager. Als organische Zuschlagsstoffe werden hier Kasein und Zellulose hinzugefügt.
Für einen belastbaren Untergrund kann der Kalkhaftputz verwendet werden. Dieser verwendet einen kleinen Anteil Dispersion (<1%).
Kreidezeit
Die Plattenhersteller „von Hanf“ und „Huppenberger“ setzten auf die starke Bindekraft des Kalks für die Leichtbauplatten. So einfach- so gut!